Team Swiss Raw aus der Schweiz hat die Talisker Whisky Atlantic Challenge 2021 mit einer Spitzenzeit von 34 Tagen, 23 Stunden und 42 Minuten gewonnen. Das vierer Team bestehend aus Ingvar Groza, Samuel Widmer, Roman Möckli und Jan Hurni, ist damit der erste Sieger aus einem Land ohne Meereszugang. Wir haben Samuel zu ihrem Erfolg und den Herausforderungen der Teams die am 12.12.2022 starten befragt.
Die Atlantic Challenge 2022 Steht kurz bevor! Das ist der Alltag der Teams
Es sind noch etwa 3 Wochen bis zum Start der Challenge, das Boot ist bereits auf dem Weg nach La Gomera, was steht bei den Teams gerade an?
Nun sind sie noch eine Woche zu Hause. Wir persönlich haben da noch gearbeitet und unser Training weitergeführt. Nebenbei packten wir und erledigten die letzten administrativen Aufgaben. Zwei Wochen vor dem Rennstart der Atlantic Challenge 2022 am 12.12.2022, fliegen sie dann nach La Gomera.
Was machen die Teams in La Gomera in den letzten Tagen bis zum Rennstart?
Es gibt Briefings vom Veranstalter Atlantic Campaigns. In diesen werden die Regularien und Sicherheitsbestimmungen erneut abgesprochen. Dann müssen die Teams das Material kontrollieren lassen und im Boot verstauen. Das Boot muss geputzt und poliert werden. Sie müssen mit ihrem Wetterrouter eine Strategie planen und natürlich sich auch noch etwas erholen und trainieren.
Welche Tipps würdest du den Teams jetzt noch mitgeben?
Das ist nicht ganz so einfach. Ich weiss nicht, was schon erledigt ist und was noch nicht. Grundsätzlich sollten sie die ersten Wochen der Atlantic Challenge 2022 Vollgas geben und alles mögliche erledigen, damit sie sich in der zweiten Woche mehr auf sich selbst konzentrieren können. In der zweiten Woche müssen sie mit dem Team nochmals über alles reden und versuchen sich zu erholen. Macht euch nicht verrückt!! Take it easy!
Was geht den Teams beim Rennstart durch den Kopf?
Zum einen fällt eine riesige Last von den Schultern. Endlich geht es los! So viele Jahre der Vorbereitung, Rückschlägen und der Ungewissheit, ob man auch wirklich starten kann.
Zum anderen ist man sehr aufgeregt und nervös. Man hat schlussendlich keine Ahnung, was einen erwartet.
Eure Teilnahme an der Talisker Whisky Atlantic Challenge 2021
Herzlichen Glückwunsch nochmal zum Sieg letztes Jahr! Hättest du damit gerechnet, dass ihr als schnellstes Team in Antigua ankommt?
Der Sieg war das Ziel. Es ist sehr unschweizerisch, dies so offen zu kommunizieren, ich weiss.
Wir haben alle an einen Sieg geglaubt. Immer!! Umso schöner, dass es funktioniert hat. Wir haben aber auch immer 120% gegeben und viel gelitten.
Was war das Geheimnis für euren Erfolg?
Unser Wille!! Der Teamspirit, für den wir unser Ego zurückstecken mussten!! Unsere minutiöse Vorbereitung und das Training. Zum Schluss unsere Fähigkeit zu leiden, ohne zu klagen oder in den Worten von Marc: wir lernten mit dem Unbequemen bequem zu werden;) Ach, natürlich unser Humor, den wir nie verloren haben:)
Hattet ihr bereits Ruder-Erfahrung oder Erfahrungen auf hoher See, bevor ihr euch entschieden habt teilzunehmen?
Nein. Als wir 2018 uns entschieden, teilzunehmen, haben wir noch nie zuvor gerudert. Während es einige langjährige Ruderer gibt, ist dies ganz normal. Ich bin mir sicher auch bei der Atlantic Challenge 2022 wird es wieder einige Newcomer geben.
Wie habt ihr euch körperlich für das Rennen vorbereitet? Hattet ihr spezielle Trainer?
Wir hatten eine Rudertrainerin sowie einen Kraft- und Konditionstrainer. In der Woche trainierten wir um die 15h.
Wie habt ihr euer Rennen finanziert?
Wie die meisten Teams finanzierten wir unser Rennen über Sponsorengelder. Dabei hat sich insbesondere der Liegeplatz am Vierwaldstättersee gelohnt. Die dortigen Clubmitglieder steuerten einen nicht geringen Teil zu unserem Budget bei.
Wir von Team Not Today sind immer auf der Suche nach Sponsoren und Unterstützern. Ihr findet alle Informationen wie ihr uns unter die Arme greifen könnt Hier
Was waren die größten Herausforderungen an Board? Gab es technische Probleme oder mentale Schwierigkeiten?
Es gab unzählige Herausforderungen an Board. Die meisten waren mentaler Natur. Natürlich musste man auch Sachen reparieren am Boot oder man hatte auch physische Probleme, aber die Psyche war schon sehr gefordert.
Welche Erinnerungen sind dir bis heute im Gedächtnis geblieben?
Haha, da könnte ich unzählige aufschreiben! Es gibt so viele Eindrücke, Geschichten, Hoch und Tiefs.
Eine Situation habe ich noch wie gestern vor den Augen. Ingvar hatte seine Kopfhörer in La Gomera liegen gelassen. Zuvorkommend, wie er ist, hat es Wochen gedauert, bis ich, Samuel, es gemerkt hatte und ihm anbat meine Kopfhörer mit ihm zu teilen. Einen bekam er und einen bekam ich. Zwar war er an meinen Musikgeschmack gebunden, aber immerhin hatte er überhaupt etwas auf den Ohren.
Es kam, wie es kommen musste. Bei starkem Wellengang verlor Samuel einen der Kopfhörer. Nun war das Problem ernst! Wie sollten wir ohne Audiobegleitung die restliche Zeit überstehen? In Gesprächen mit dem Team stellte sich heraus, dass Roman, der unsere Misere mitbekommen hat, zwei Paar Kopfhörer dabei hatte. Aber er wollte das zweite Paar nicht günstig übergeben. Nach harten Verhandlungen einigten wir uns darauf, dass ich ihm eine der letzten Mandarinen Dosen für die Kopfhörer gebe.
Dieses Beispiel zeigt schön, wie der Wert auf See verschwimmt. Die Kopfhörer sind an Land fast 200 € wert, die Mandarinen Dose vielleicht zwei. Aber in der psychischen Extremsituation, gleicht sich der Wert an. Der Wert des Genussmomentes steigt ungeheuerlich.
Stehen in der Zukunft weitere Projekte an?
Geplant ist noch nichts. Aber es hat uns gepackt und ich denke, es wird noch Projekte geben. Momentan jedoch habe ich noch Projekte im Abenteuerland Schweiz und in deren Bergen und Schluchten.
